Deutschland erreicht Rekordanteil erneuerbarer Energien
Die Energiewende in Deutschland schreitet weiter voran: 2024 wurde ein neuer Rekordanteil erneuerbarer Energien an der öffentlichen Nettostromerzeugung erreicht. Laut einer aktuellen Auswertung des Fraunhofer ISE trugen erneuerbare Energien 62,7 % zur öffentlichen Stromerzeugung bei – so hoch wie nie zuvor. Besonders die Photovoltaik und Windkraft haben zu diesem Erfolg beigetragen, während die Kohleverstromung weiter zurückging. Gleichzeitig verzeichnete Deutschland einen deutlichen Anstieg bei Stromimporten und Batteriespeichern.
Erneuerbare Energien dominieren den Strommix
Photovoltaik auf Wachstumskurs
Die Solarstromerzeugung erreichte mit 72,2 Terawattstunden (TWh) einen neuen Höchstwert – ein Plus von 18 % im Vergleich zum Vorjahr. Besonders Juli 2024 stellte mit 10,3 TWh einen Rekordmonat dar. Auch der Ausbau der Photovoltaik lag erneut über den Zielen der Bundesregierung: Bis November wurden 13,3 GW neue Kapazität installiert, bis Jahresende voraussichtlich 15,9 GW.
Windenergie weiterhin wichtigste Stromquelle
Die Windkraft blieb die größte Quelle der Stromerzeugung in Deutschland. Sie lieferte 136,4 TWh, was 33 % der öffentlichen Nettostromerzeugung entspricht. Dennoch war 2024 ein schwächeres Windjahr als 2023 (139 TWh). Vor allem die Onshore-Windkraft ging leicht zurück auf 110,7 TWh (2023: 115,9 TWh), während die Offshore-Produktion mit 25,7 TWh über dem Vorjahresniveau lag (2023: 23,5 TWh). Der Windkraftausbau hinkt hinterher: Geplant waren 7 GW Onshore-Kapazität, realisiert wurden nur 2,4 GW.
Wasserkraft und Biomasse stabil
- Wasserkraft lag mit 21,7 TWh auf Vorjahresniveau (19,1 TWh).
- Biomasse steuerte 36 TWh bei – die installierte Leistung blieb mit 9,1 GW konstant.
Rückgang der fossilen Stromerzeugung und CO₂-Reduktion
Erstes volles Jahr ohne Kernkraft
2024 war das erste komplette Jahr ohne Strom aus Kernkraft seit 1962. Die letzten drei Atomkraftwerke wurden bereits 2023 abgeschaltet, ihr Anteil von 6,3 % wurde vollständig durch erneuerbare Energien ersetzt.
Kohle weiterhin auf dem Rückzug
- Braunkohle sank um 8,4 % auf 71,1 TWh.
- Steinkohle fiel sogar um 27,6 % auf 24,2 TWh – der stärkste Rückgang aller Energieträger.
Erdgas als Übergangstechnologie
Die Stromproduktion aus Erdgas stieg leicht auf 48,4 TWh (+9,5 %). Dies liegt an der erhöhten Nachfrage nach flexibler Kraftwerksleistung zur Netzstabilisierung, da Kohlekraftwerke weiter zurückgefahren wurden.
CO₂-Emissionen auf historischem Tiefstand
Durch den steigenden Anteil erneuerbarer Energien ist der deutsche Strommix so CO₂-arm wie nie zuvor:
- Die CO₂-Emissionen aus der Stromerzeugung sanken seit 2014 um 50 % (von 312 auf 152 Millionen Tonnen CO₂ pro Jahr).
- Im Vergleich zu 1990 beträgt die Reduktion sogar 58 %.
Stromverbrauch und Netzlast 2024
Der gesamtdeutsche Stromverbrauch lag bei 462 TWh, was leicht über dem Vorjahresniveau von 458 TWh liegt. Besonders bemerkenswert ist, dass der Eigenverbrauch von Solarstrom auf 12,4 TWh gestiegen ist.
Parallel dazu stieg der Stromimport-Saldo auf 24,9 TWh, insbesondere durch günstigen Strom aus Frankreich, Dänemark, der Schweiz und Norwegen. Deutschland exportierte hingegen nach Österreich, Polen, Luxemburg und Tschechien.
Batteriespeicher wachsen stark
Mit dem Ausbau erneuerbarer Energien wächst auch der Bedarf an Speichern zur Stabilisierung des Stromnetzes:
- Die installierte Batterieleistung stieg um 40 % auf 12,1 GW (2023: 8,6 GW).
- Die Speicherkapazität wuchs von 12,7 GWh auf 17,7 GWh.
- Auch Großspeicherprojekte nehmen zu – deren Leistung könnte sich in den kommenden Jahren vervielfachen, sofern die angemeldeten Projekte umgesetzt werden.
Börsenstrompreis sinkt, Importe steigen
- Der durchschnittliche Börsenstrompreis sank um 15,5 % auf 78,01 €/MWh (7,8 Cent/kWh).
- Das liegt deutlich unter dem Niveau der Energiekrise 2022 (230 €/MWh) und sogar unter 2021 (93 €/MWh).
- Gleichzeitig wurden mehr Stromimporte verzeichnet, vor allem aus Ländern mit günstigeren Erzeugungskosten.
Fazit: Deutschland auf Kurs zur Energiewende
Die Zahlen für 2024 zeigen eindrucksvoll, dass die Energiewende voranschreitet:
✅ Erneuerbare Energien decken erstmals 62,7 % der öffentlichen Stromerzeugung.
✅ Solarstrom wächst rasant, übertrifft Ausbauziele und erreicht Rekordwerte.
✅ Kohle- und Kernkraft gehen weiter zurück, CO₂-Emissionen sind auf historisch niedrigem Stand.
✅ Batteriespeicher werden immer wichtiger für die Netzstabilität.
Dennoch gibt es Herausforderungen:
⚡ Der Windkraftausbau bleibt hinter den Zielen zurück.
⚡ Die Integration von Speichern und Netzdienlichkeit muss verbessert werden.
⚡ Der Import von günstigem Strom steigt, während Deutschland zunehmend auf eigene fossile Kraftwerke verzichtet.
Der Wandel zu einer 100 % erneuerbaren Energieversorgung ist in greifbarer Nähe, doch es braucht weiterhin Investitionen, politischen Willen und technologische Innovationen.
Quellen:
Fraunhofer ISE (2025): „Öffentliche Stromerzeugung 2024: Deutscher Strommix so sauber wie nie“
📎 Zur Pressemitteilung

