Unterschied zwischen Überschusseinspeisung und Volleinspeisung bei PV-Anlagen
Die Wahl des richtigen Einspeisemodells für eine Photovoltaikanlage (PV) ist ein entscheidender Faktor um den größtmöglichen Nutzen aus der Anlage zu ziehen. Zwei wesentliche Modelle stehen PV-Anlagenbetreibern zur Verfügung: die Überschusseinspeisung und die Volleinspeisung EEG. Jedes dieser Modelle hat spezifische Vorteile, abhängig von den individuellen Bedürfnissen und dem Verbrauchsverhalten des Anlagenbetreibers.
Volleinspeisung
Bei der Volleinspeisung EEG wird der gesamte erzeugte Strom direkt ins öffentliche Stromnetz eingespeist. Der Betreiber nutzt den von der PV-Anlage produzierten Strom nicht selbst, sondern verkauft ihn vollständig an den Netzbetreiber, der eine festgelegte Einspeisevergütung zahlt. Der Strombedarf des Betreibers wird weiterhin aus dem öffentlichen Netz gedeckt. Dieses Modell eignet sich insbesondere für Betreiber, die ihren erzeugten Strom nicht selbst verbrauchen möchten oder können und stattdessen auf eine sichere Einspeisevergütung setzen.
Überschusseinspeisung
Im Modell der Überschusseinspeisung oder auch Teileinspeisung wird der erzeugte Strom vorrangig für den Eigenverbrauch genutzt. Nur der Strom, der über den Eigenbedarf hinausgeht wird ins Netz eingespeist und vergütet. Dieses Modell ist ideal wenn die PV-Anlage mehr Strom produziert als der Betreiber verbraucht. Es bietet die Möglichkeit durch den Eigenverbrauch Stromkosten zu sparen und gleichzeitig für überschüssigen Strom eine attraktive Vergütung zu erhalten.
Wann lohnt sich welches Modell?
Die Entscheidung zwischen den beiden Modellen hängt stark vom individuellen Stromverbrauch ab. Bei der Volleinspeisung EEG wird der gesamte Strom verkauft, während bei der Überschusseinspeisung der Eigenverbrauch im Vordergrund steht. Ein weiteres Kriterium ist die Größe der Anlage. Für Anlagen größer 100 kW(p) gilt seit 2016 eine Direktvermarktungspflicht, unabhängig davon ob es sich um eine Voll- oder Überschusseinspeisung handelt. Dabei kann der Eigenverbrauch ab 30 % auch über den Spotmarktpreis vergütet werden, was allerdings bei negativen Marktpreisen zu einer geringeren Vergütung führen kann.
PV-Anlagensplitting: Eine Möglichkeit zur Optimierung
Durch das PV-Anlagensplitting können Betreiber ihre Anlage in zwei Teile aufteilen: eine Anlage zur Volleinspeisung EEG und eine zur Überschusseinspeisung. Dies hat den Vorteil, dass negative Strommarktpreise für größere Anlagen vermieden und gleichzeitig höhere Vergütungen bei der Volleinspeisung EEG erzielt werden können. Ein Beispiel hierfür wäre eine 600 kWp-Anlage, bei der 250 kWp für den Eigenverbrauch genutzt und die restlichen 350 kWp in die Volleinspeisung überführt werden. So kann eine höhere Vergütung von bis zu 9,4 Cent pro Kilowattstunde (kWh) für den eingespeisten Strom erzielt werden.
Voraussetzungen für PV-Anlagensplitting
Um das PV-Anlagensplitting durchführen zu können müssen einige Bedingungen erfüllt werden. Jede Anlagenteilung erfordert ein separates Messkonzept um die Strommengen für die Abrechnung korrekt zu erfassen. Zudem ist eine Direktvermarktungsschnittstelle für jeden Anlagenteil notwendig. Wichtig ist auch, dass für die erhöhte Vergütung in der Volleinspeisung die PV-Anlage auf einem Gebäude oder einer Lärmschutzwand installiert ist und eine Leistung von bis zu 1 MW aufweist.
Vorteile der Flexibilität bei der Einspeisung
Mit der EEG-Novelle 2023 wurde es PV-Anlagenbetreibern erleichtert zwischen den Einspeisemodellen zu wechseln. Ein jährlicher Wechsel zwischen Überschuss- und Volleinspeisung EEG ist nun möglich. Zudem entfällt die vorherige Voraussetzung, dass sich beide Anlagenteile auf demselben Gebäude befinden müssen, was den Anlagenbetreibern zusätzliche Flexibilität bei der Planung und Optimierung ihrer PV-Anlagen bietet.
Zusammengefasst bieten sowohl Überschuss- als auch Volleinspeisung EEG Vorteile, die abhängig von den individuellen Bedürfnissen und dem Verbrauchsverhalten des Betreibers optimal genutzt werden können. Das PV-Anlagensplitting stellt eine interessante Möglichkeit dar, von beiden Modellen gleichzeitig zu profitieren und das Potenzial einer Photovoltaikanlage voll auszuschöpfen.
Quelle: Interconnector

