Eigenverbrauchsquote als Schlüssel zur Rentabilität
Die Niederlande bereiten sich auf die schrittweise Abschaffung ihres Net-Metering-Systems bis Anfang 2027 vor. Laut Studien von CE Delft und der Niederländischen Organisation für Angewandte Wissenschaftliche Forschung (TNO) kann die Rentabilität privater Photovoltaik-Anlagen durch eine Erhöhung der Eigenverbrauchsquote von 30 auf 60 Prozent stabil gehalten werden. Dies lässt sich unter anderem durch den Einsatz von Wärmepumpen oder das Laden von Elektrofahrzeugen erreichen.
Historie des Net-Metering-Systems
Das Net-Metering-System in den Niederlanden existiert seit 2004. Es wurde eingeführt, um private Haushalte und kleine Unternehmen zu ermutigen, in Photovoltaikanlagen zu investieren, indem der eingespeiste Solarstrom direkt mit dem verbrauchten Strom verrechnet wird. Diese Regelung hat dazu beigetragen, den Ausbau von Solarenergie im Land erheblich voranzutreiben, da sie den Eigenverbrauch von erzeugtem Strom besonders attraktiv machte.
Amortisationszeit von Solaranlagen im Fokus
Trotz der Abschaffung bleibt die Amortisationszeit von Solaranlagen attraktiv. Ohne Net Metering könnte sie sich zwar auf 12 bis 17 Jahre verlängern, bleibt jedoch unter der Lebensdauer der Solarmodule. Mit einer erhöhten Eigenverbrauchsquote kann die Amortisationszeit sogar auf acht bis neun Jahre gesenkt werden.
Anreize für Speichertechnologien dringend benötigt
Die Einführung von Anreizsystemen für Speichertechnologien ist entscheidend. Vorschläge wie ein Rabattprogramm für Speichersysteme fördern nicht nur die Batterietechnologien, sondern helfen auch, Netzengpässe zu reduzieren. Die Solarbranche unterstützt diese Maßnahmen, um das langfristige Wachstum der Photovoltaik in Haushalten zu sichern.
Die Abschaffung des Net Metering in den Niederlanden stellt somit keinen Rückschlag für die Rentabilität privater Photovoltaik-Anlagen dar. Mit der richtigen Anpassung, insbesondere durch erhöhte Eigenverbrauchsquoten und Anreizsysteme für Speicher, bleibt die Wirtschaftlichkeit auch in Zukunft gewährleistet. Zusätzlich zum Speicher gibt es weitere Möglichkeiten:
Die Erhöhung der Eigenverbrauchsquote ist für Privathaushalte mit Photovoltaikanlagen entscheidend, um die Rentabilität auch ohne Net Metering zu gewährleisten. Es gibt mehrere Ansätze, um den Eigenverbrauch zu steigern, und ihre prozentualen Auswirkungen können variieren. Hier sind einige der wichtigsten Maßnahmen und deren geschätzte Auswirkungen:
1. Wärmepumpen für Heizung und Warmwasser
- Prozentuale Eigenverbrauchserhöhung: 10–15%
- Beschreibung: Die Integration von Wärmepumpen, die den Solarstrom zur Erzeugung von Wärme für Heizung oder Warmwasser nutzen, ist eine weitere effektive Möglichkeit. Da Heizungen oft tagsüber laufen, kann die erzeugte Solarenergie direkt genutzt werden.
2. Laden von Elektrofahrzeugen (EVs)
- Prozentuale Eigenverbrauchserhöhung: 5–20% (abhängig von der Nutzung)
- Beschreibung: Durch das Laden von Elektrofahrzeugen während der Spitzenproduktion von Solarstrom lässt sich der Eigenverbrauch deutlich erhöhen. Haushalte mit Elektrofahrzeugen können den Solarstrom tagsüber nutzen, wenn die Sonne scheint, was besonders effizient ist.
3. Optimierung des Stromverbrauchs durch intelligente Steuerung
- Prozentuale Eigenverbrauchserhöhung: 5–10%
- Beschreibung: Smart-Home-Systeme können den Stromverbrauch gezielt steuern, indem sie energieintensive Geräte wie Waschmaschinen oder Geschirrspüler dann aktivieren, wenn Solarstrom verfügbar ist. Diese zeitliche Anpassung erhöht den Eigenverbrauch, ohne die Nutzung zu beeinträchtigen.
Wie unterscheidet sich das Net-Metering zur EEG-Förderung
In Deutschland wird die Einspeisung von Solarstrom in das öffentliche Netz durch das Erneuerbare-Energien-Gesetz (EEG) gefördert. Im Gegensatz zum Net Metering, bei dem der eingespeiste Strom direkt mit dem verbrauchten Strom verrechnet wird, erhalten Betreiber von Photovoltaikanlagen in Deutschland eine feste Einspeisevergütung für den ins Netz eingespeisten Strom. Diese Vergütung wird für 20 Jahre garantiert, jedoch sinkt sie im Laufe der Jahre für neue Anlagen kontinuierlich. Ein wesentlicher Unterschied zum niederländischen Net Metering ist, dass das EEG-Modell den Fokus auf die Einspeisung ins Netz legt, während Net Metering vor allem die Eigenverbrauchsoptimierung begünstigt. Betreiber in Deutschland haben zudem die Möglichkeit, durch Speichertechnologien und Eigenverbrauchsstrategien ihre Stromkosten weiter zu senken, ähnlich wie bei der Umstellung in den Niederlanden, bei der eine Erhöhung der Eigenverbrauchsquote im Mittelpunkt steht.
Rentabilität ohne EEG Vergütung in Deutschland?
Die mögliche Abschaffung der EEG-Einspeisevergütung ab 2025 wirft Fragen zur zukünftigen Wirtschaftlichkeit von Photovoltaikanlagen in Deutschland auf. Ohne die garantierte Vergütung für eingespeisten Strom müssten Anlagenbetreiber verstärkt auf den Eigenverbrauch setzen, um die Rentabilität ihrer Anlagen zu sichern. Ähnlich wie in den Niederlanden könnten auch in Deutschland Maßnahmen wie der Ausbau von Speichersystemen und die Nutzung von Wärmepumpen oder Elektrofahrzeugen zur Erhöhung der Eigenverbrauchsquote beitragen. Damit ließe sich der größte Teil des erzeugten Stroms vor Ort nutzen, wodurch die Stromkosten erheblich gesenkt würden. Darüber hinaus könnten auch neue Fördermodelle, wie Zuschüsse für Speicher oder steuerliche Anreize, die Photovoltaik weiterhin attraktiv halten. In Kombination mit flexiblen Stromtarifen und intelligenten Netzmanagement-Lösungen kann die Wirtschaftlichkeit von Solaranlagen in Deutschland auch nach einer möglichen Abschaffung der EEG-Einspeisevergütung gewährleistet bleiben.
Quelle: pv Magazine